Wie lebt es sich demokratisch in zwei der pulsierendsten Metropolen Europas? Was können Berlin und London voneinander lernen, und wo liegen die Herausforderungen? In unserem neuen Podcast „LondonBerlinDemocracy“ diskutieren der renommierte Wissenschaftler Robert Keeling und die Journalistin Sabine Pusch über demokratisches Zusammenleben, kulturelle Unterschiede und gemeinsame Visionen für die Zukunft. Die erste Folge, „The Good Life“, können Sie jetzt streamen. Wir haben Sabine Pusch gefragt, was das gute Leben im Kontext ihrer Arbeit und dem politischen Zeitgeist bedeuten:
Fabienne Sand: Was bedeutet für Sie persönlich das Konzept des „guten Lebens“ in einer demokratischen Gesellschaft, und wie wollen Sie im Podcast diese Verbindung zwischen politischer Teilhabe und individuellem Wohlbefinden herausarbeiten?
Sabine Pusch: In einer Welt, in der der Populismus zunimmt und sich immer mehr Menschen von ihren Regierungen entfremdet fühlen, sind Rob und ich daran interessiert, die Ansätze von London und Berlin zur Förderung bürgerschaftlichen Engagements zu untersuchen. Ein „gutes Leben“ bedeutet für verschiedene Menschen so viele unterschiedliche Dinge, und wir möchten mehr darüber erfahren, wie diese Ansätze in zwei der großartigsten europäischen Hauptstädte variieren.
Berlin und London stehen als Ausgangspunkte Ihrer Arbeit (auch) im Fokus des Podcasts. Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede in Bezug auf gesellschaftliche Herausforderungen und Lösungen haben Sie bisher festgestellt, und warum sind diese Städte besonders spannend für den Vergleich?
Wir haben uns entschieden, Berlin und London zu vergleichen, da es Städte sind, die wir beide gut kennen – Rob besser als Sabine, da er dort mehrere Monate mit seiner Familie gelebt hat. Sabines Verbindung ist eher indirekt: Obwohl ich Deutsche bin, habe ich mein ganzes Leben in Großbritannien verbracht. Allerdings stammt mein Großvater aus Berlin. Tatsächlich war mein Ururgroßvater – mit dem bedauerlichen Namen Heinrich Adolf Pusch – Hutmacher für den Kaiser im 19. Jahrhundert! Rob und ich entschieden, dass unser erstes Interview mit Menschen stattfinden sollte, die Bürger:innenversammlungen in Berlin und London leiten. Diese Akteur:innen arbeiten aktiv daran, das bürgerschaftliche Engagement in Deutschland und Großbritannien zu fördern. Die Ansätze in den beiden Städten waren sowohl in ihren Gemeinsamkeiten als auch in ihren Unterschieden interessant: In Berlin scheint der Prozess stärker von oben gesteuert zu werden, da Politiker:innen die Fragen an die Bürger:innenversammlung richten. In London hingegen ist der Ansatz eher „bottom-up“, wobei die Anliegen und Probleme der Öffentlichkeit an die Politiker:innen herangetragen werden. Beide Ansätze haben ihre Stärken, aber wir waren uns einig, dass die größte Herausforderung bleibt, wie man Menschen erreicht, die am Rande der Gesellschaft stehen.
Welche journalistischen Prinzipien leiten Sie bei der Erstellung eines Podcasts, der sich mit komplexen Themen wie Demokratie, Klimawandel und sozialer Gerechtigkeit beschäftigt? Wie finden Sie die Balance zwischen Information, Unterhaltung und Tiefgang?
Ein Podcast ist ein sehr intimes Medium, da er fast immer von Einzelpersonen mit Kopfhörern gehört wird. Deshalb bin ich der Meinung, dass Podcasts am besten funktionieren, wenn sie einen gesprächsorientierten Stil haben. Es ist wichtig, dass die Zuhörer:innen das Gefühl haben, Teil des Gesprächs zu sein, anstatt belehrt zu werden. Das bedeutet nicht, dass wir keine tiefgehenden Ideen behandeln können, aber ich versuche immer, die Mitwirkenden dazu zu bringen, ihre Konzepte so zu erklären, dass sie für jede:n verständlich sind. Ich erinnere mich an meinen Professor an der Universität, der sagte: „Wenn du etwas nicht einer intelligenten 16-Jährigen erklären kannst, dann verstehst du es selbst nicht wirklich.“ Deshalb arbeite ich immer nach dem Motto der BBC: informieren, bilden und unterhalten.
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