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Im Gespräch über das gute Leben – Ein Interview mit den difgl Geschäftsführenden Katja Anclam und Christoph Henseler

28.10.2025
News & Presse

Was bedeutet ein gutes Leben in einer modernen, digitalen und globalisierten Welt? Welche gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind entscheidend, um nachhaltige Lebensqualität für alle zu ermöglichen? Und welche Rolle spielt interdisziplinäre Forschung um dies zu erreichen?

Diesen und weiteren Fragen stellen sich Katja Anclam und Christoph Henseler, Gründende und Geschäftsführende des difgls. Als Institution an der Schnittstelle von Wissenschaft und Praxis vereint das difgl Forschung, Wissenschaftskommunikation und Beratung. Alles mit dem Ziel, gesellschaftlichen Wandel aktiv mitzugestalten.

Im Interview sprechen Anclam und Henseler über die Gründung des Instituts, die Bedeutung interdisziplinärer Arbeit und die aktuellen Herausforderungen.

1. Warum ist ein Institut wie das difgl heute wichtiger denn je?

Wir leben in einer Zeit rasanten technologischen Wandels und globaler Herausforderungen. Gleichzeitig wächst das Bedürfnis nach Sinn, sozialem Zusammenhalt und nachhaltiger Entwicklung.

Das difgl bietet einen Raum, um technologische Entwicklungen nicht isoliert zu betrachten, sondern sie in den Kontext menschlicher Bedürfnisse und gesellschaftlicher Werte zu stellen. Unsere interdisziplinäre Arbeitsweise ermöglicht es, Brücken zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft zu schlagen – und dadurch wirklich wirksame Lösungen zu entwickeln.

Die Frage nach dem guten Leben ist eine der zentralen Herausforderungen unserer Zeit. Wir verstehen uns als Plattform, um diese Frage aus verschiedenen interdisziplinären Blickwinkeln zu beleuchten und gemeinsam neue Wege zu finden.


2. Wie kam es zur Gründung und was zeichnet das Institut aus?

Die Gründung des difgl im Jahr 2021 entstand aus dem Bedürfnis, Wissenschaft und Forschung mit Medien und Kommunikation zu verknüpfen. Unser Ziel war es, ein Institut neuen Typs zu schaffen, das nicht nur forscht, sondern auch kommuniziert und konkrete gesellschaftliche Impulse setzt.

Schon zu diesem Zeitpunkt war absehbar, dass eine Phase des Wandels bevorsteht, die nach neuen Ansätzen, Fragen und Antworten verlangt.
Wir sehen uns als Schnittstelle zwischen technologischem Wandel und menschlichem Leben. In Zeiten, in denen große Ideologien an Einfluss verlieren, wollen wir gezielt die Frage stellen: „Wie wollen wir gut leben – und wie können wir dieses Ziel erreichen?“ Durch interdisziplinäre Zusammenarbeit und breite gesellschaftliche Debatten suchen wir Antworten auf diese zentrale Frage.


3. Das Institut arbeitet an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Praxis. Die Expertisen liegen nicht nur in der Forschung, sondern auch in der Wissenschaftskommunikation und Beratung. Warum sind interdisziplinäre Institutionen heute so wichtig?

Die Zukunft ist unsicher und komplex, daher braucht es Institutionen, die verschiedenste Perspektiven vereinen. Forschung kann nur dann einen echten gesellschaftlichen Impact haben, wenn ihre Ergebnisse verständlich kommuniziert und praktisch anwendbar gemacht werden.

Das difgl forscht, berät, kommuniziert und produziert – es ist ein integrativer Ansatz, der notwendig ist, um die Herausforderungen unserer Zeit zu bewältigen. Digitalisierung, KI, nachhaltige Mobilität oder Bildung sind keine isolierten Themen. Sie greifen ineinander und müssen interdisziplinär betrachtet werden, um nachhaltige und innovative Lösungen zu finden.

Durch die enge Verbindung von Wissenschaft und Praxis wollen wir zudem sicherstellen, dass Forschungsergebnisse nicht in akademischen Kreisen verbleiben, sondern konkret zur Gestaltung einer besseren Zukunft beitragen.


4. Was bedeutet für euch ein „gutes Leben“ und wie lässt sich dieses Konzept in einer modernen, digitalen und globalisierten Gesellschaft verwirklichen?

Für uns ist das „gute Leben“ eine zentrale Leitidee, eine Vision, die verschiedene gesellschaftliche und individuelle Perspektiven vereint. Es ist eine Chiffre für unsere gemeinsamen Vorstellungen von einem lebenswerten gesellschaftlichen Miteinander sowie von einem menschenwürdigen Arbeits- und Privatleben.

In einer modernen, digitalen und globalisierten Gesellschaft bedeutet ein gutes Leben, technologische und wirtschaftliche Entwicklungen so zu gestalten, dass sie das individuelle und kollektive Wohl fördern, ohne soziale Ungleichheiten zu verstärken oder ökologische Ressourcen zu überlasten. Deshalb analysieren wir am difgl diese Frage aus unterschiedlichen Perspektiven – von Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz über Mobilität bis hin zu Medien und Kommunikation.

Ein gutes Leben ist nichts Starres. Es muss gemeinsam in der Gesellschaft, und in interdisziplinären Prozessen neu definiert werden. Dabei geht es nicht um Verzicht, sondern um die Frage, wie wir ein nachhaltiges, sozial gerechtes und dennoch innovatives Zukunftsmodell entwickeln können, in dem es sich gut leben lässt.


5. Welche gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haltet ihr für entscheidend, um möglichst vielen Menschen ein gutes Leben zu ermöglichen?

Die neue Realität bringt auch neue Chancen.
In dieser neuen Welt mit neuen Herausforderungen müssen wir uns neu verständigen, wie wir eine schöne, gerechte und eben gute Gesellschaft bauen wollen, in der wir alle gut leben können.

Hierbei sind es zum Teil ganz traditionelle Fragen – die aber neu beantwortet werden müssen. Dazu gehören beispielsweise:
Wie gestalten wir Bildung, die Menschen auf die Zukunft vorbereitet – mit digitalen und klassischen Methoden – und das ein Leben lang?
Wie sieht ein Wirtschaftsmodell aus, das unter neuen Bedingungen die Dinge und Dienste, die wir für ein gutes Leben für uns alle benötigen, bereitstellt und Wohlstand erzeugt – ohne uns in Depressionen zu stürzen oder die Welt zu vernichten?
Und: Welche politischen Strukturen und Innovationen benötigen wir, die eine transparente und inklusive Partizipation aller gesellschaftlichen Gruppen fördern?

Unsere Welt ist komplexer und vernetzter geworden. Nationale oder lokale Lösungen allein reichen nicht aus – wir müssen in globalen Wertschöpfungsketten denken. Gleichzeitig bleibt eine Konstante: unsere natürlichen Lebensgrundlagen müssen bewahrt werden. Das difgl setzt sich genau für diese integrative Betrachtung von wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Faktoren ein.